Zwei Urgesteine entpflichtet

Nachricht 15. Juni 2022

Diakon Waldemar Kerstan und Diakon Dirk Hartung verabschiedet

Insgesamt 83 Jahre Berufserfahrung haben am Wochenende drei Kirchengemeinden und der Evangelisch-lutherische Kirchenkreis Osnabrück in den Ruhestand verabschiedet. Bei einem regionalen Gottesdienst am Sonntagvormittag in der St.-Michaelis-Kirche entpflichtete Superintendent Dr. Joachim Jeska Diakon Waldemar Kerstan aus seinem Dienst. In der Lutherkirche wurde am Nachmittag Diakon Dirk Hartung von Jeska verabschiedet. „Mit zwei weinenden Augen lassen wir Waldemar Kerstan und Dirk Hartung in den wohlverdienten Ruhestand ziehen. Die kreative Mitarbeit, der Einsatz für die Gemeinden und das Engagement dieser beiden Urgesteine der kirchlichen Arbeit werden wir sehr schmerzlich vermissen. Wir sind von Herzen dankbar für all ihren Dienst in unserer Kirche“, sagte Superintendent Dr. Joachim Jeska.

Vom Starkstromelektriker zum Diakon

Seit Anfang 2020 war Waldemar Kerstan in Osnabrück als Diakon für die Nordwestgemeinde und die St.-Michaelis-Gemeinde im Einsatz. Privat gab es die Verbindung in die Hasestadt schon lange, denn Kerstan wuchs im Widukindland auf und erlebte in der dortigen Timotheusgemeinde eine „tolle Jugendarbeit“. Auf Anregung des damaligen Pastors Waldemar Schnare kündigte Kerstan einige Jahre nach Ausbildung und Berufstätigkeit seinen Job als Starkstromelektriker und begann eine Ausbildung zum Diakon in der Evangelischen Missionsschule in Unterweissach. Im Oktober 1981 wurde er als Diakon für die Kinder- und Jugendarbeit in der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Altenau im Oberharz eingestellt. Fünf Jahre später übernahm er das Amt des ersten Kirchenkreisjugendwartes im Kirchenkreis Clausthal-Zellerfeld.

Im Oktober 1988 wechselte Kerstan gemeinsam mit seiner Familie nach Meppen, um seinen neuen Dienstauftrag als Kirchenkreisjugendwart Emsland-Bentheim zu übernehmen. „Viele Jugendfahrten, Seminare, die Aus- und Fortbildung von Ehrenamtlichen und sehr viele Großveranstaltungen prägten diese Zeit“, berichtet Kerstan. Da die Familie schon seit 2012 wieder in Osnabrück lebte und sich die Nachfolge im Kirchenkreisjugenddienst in Meppen nahtlos regeln ließ, entschied sich Kerstan Ende 2019 für einen Wechsel nach Osnabrück. „Für mich begann im Januar 2020 eine interessante Zeit mit der Kinder- und Jugendarbeit in den Gemeinden St. Michaelis und Nordwest. Aber schon im März kam der Corona-Lockdown und ich musste völlig neu überlegen, was man nun anbieten kann“, berichtet Kerstan. So entstanden eine begehbare Weihnachts- und eine Osterkrippe, Video-Krippenspiele, Kindergottesdienst-Filme oder Einkaufsangebote für Ältere.

Seit einem knappen Jahr gehörte Kerstan außerdem zum Vorbereitungsteam für den Osnabrücker Kinderkirchentag, der am Tag vor seiner Verabschiedung mit knapp 80 Kindern im Alter von 6 bis 11 Jahren auf dem Gelände von St. Michaelis in Eversburg stattgefunden hat. „Allein das sagt sehr viel über den Einsatz von Waldemar Kerstan aus: Am Tag vor der Entpflichtung noch eine so aufwändige und gleichzeitig spannende Veranstaltung für Kinder anzubieten. Wir sind dankbar für 41 Jahre diakonischen Arbeitens“, so Jeska.

Für die Nordwestgemeinde dankten Pastorin Dr. Jutta Tloka und Kirchenvorstandsmitglied Prof. Dr. Nils Aschenbruck Kerstan für seine „segensreiche Arbeit. Auch und gerade das praktische Tun, zum Beispiel beim Aufbauen von Zelten im Kirchgarten oder dem sicheren Bedienen eines Green Screens für die Produktion von Videos, dient der Verkündigung“, verwies Pastorin Dr. Tloka auf die biblischen Vorgaben für die Arbeit eines Diakons. Der Kirchenvorstandsvorsitzende der St.-Michaelis-Gemeinde Uwe Dall lud Kerstan ein, als „hauptamtlicher Mitarbeiter die Bühne zu verlassen, diese aber über den Nebeneingang als Ehrenamtlicher wieder zu betreten, wenn du dazu Lust bekommst.“ Für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes sorgten Organistin Ortrud Lehmann und der Michaelis-Chor unter der Leitung von Markus Doering.

42 Jahre Treue zum Kirchenkreis Osnabrück

42 Jahre lang war Diakon Dirk Hartung in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers tätig. „Dem Kirchenkreis Osnabrück bin ich in der ganzen Zeit treu geblieben“, sagte Hartung. Ausgebildet wurde er – ebenso wie Kerstan – an der Evangelischen Missionsschule Unterweissach in der Nähe von Stuttgart. Seine erste Station führte ihn in die Paul-Gerhardt-Gemeinde, später folgten die Thomasgemeinde und die Matthäusgemeinde. Seit 2009 gehört er zum Team der damals gegründeten Südstadtkirchengemeinde und war hier von 2009 bis 2012 Geschäftsführer. Anschließend übernahm er das Ehrenamtsmanagement und Fundraising. Außerdem baute der Literaturkenner eine neue Form der Arbeit für und mit Senior*innen auf – die Senior*innen-Akademie.

Am Sonntagnachmittag wurde Hartung durch Superintendent Dr. Joachim Jeska in einem Gottesdienst in der Lutherkirche aus seinem Dienst entpflichtet. „Wir sind sehr dankbar für den enormen und ausdauernden Einsatz von Diakon Hartung in unserer Kirche. Er hat stets den Blick auf die Menschen in unseren Gemeinden geworfen, dabei aber auch ein erstklassiges Gespür für die notwendige Atmosphäre in unseren Räumen gehabt“, lobte Superintendent Jeska den langjährigen Mitarbeiter. „Diesen Abschied hast du in deinem Stil gestaltet und organisiert“, berichtete Daniel Matzner, Kirchenvorstandsvorsitzender der Südstadtkirchengemeinde Osnabrück, und verwies auf weiße Tischdecken, Stoffservietten und Silberbesteck, die auch bei der Gartenparty nach dem Verabschiedungsgottesdienst zum Einsatz kämen. Mit Accessoires wie diesen habe Hartung bei zahlreichen Benefizessen und anderen Anlässen für ein besonderes Ambiente gesorgt.

Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes hatten Organistin Anette Albach und Michigo Sugizaki (Trompete) übernommen. Die Predigt hielt Hartung selbst und befasste sich mit dem Gleichnis vom vierfachen Acker aus dem Matthäus-Evangelium. Er sei dankbar, so Hartung, dass er das Wort Gottes aussäen durfte. „Der Glaube gehört zu meinem Leben und wurde zu meinem Beruf“, fasste Hartung zusammen.

Bei der Entpflichtung sprachen zahlreiche Wegbegleiter*innen Hartung ihre Segenwünsche zu, unter anderem die Kolleg*innen aus der Südstadtkirchengemeinde. Im Anschluss zollten die rund 250 Gäste in der vollbesetzten Lutherkirche Hartung stehende Ovationen.