„Der Gerechtigkeit sollst du nachjagen!“

Nachricht 07. März 2022

Ökumenischer Gottesdienst zum Beginn der Woche der Brüderlichkeit gefeiert

Gerechtigkeit und Frieden, Geschwisterlichkeit und Verständnis, Miteinander und Respekt – diese Schlagworte standen im Mittelpunkt des ökumenischen Gottesdienstes, mit dem die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Osnabrück (GCJZ) und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Osnabrück (ACKOS) den offiziellen Beginn der bundesweiten Woche der Brüderlichkeit am Sonntag, 6. März, in der Evangelisch-lutherischen St.-Katharinen-Kirche gefeiert haben.

Das Wort „Der Gerechtigkeit sollst du nachjagen“ (5. Mose 16,20) sei die biblische Version des Mottos „Fair Play – Jeder Mensch zählt“, unter dem die diesjährige Woche der Brüderlichkeit in Osnabrück stehe, sagte Pastoralreferent Norbert Kalinsky, Vorsitzender der ACKOS. Leider habe die Geschwisterlichkeit durch die aktuelle Entwicklung in der Ukraine eine neue Bedeutung erhalten, und das „in ihrer schlimmsten negativen Färbung. Wir sind in Gedanken bei den Menschen, die leiden. Und wir hoffen, dass die Gerechtigkeit siegt“, so Kalinsky. Dass in der St.-Katharinen-Kirche Vertreter*innen verschiedener Religionen und Konfessionen am Gottesdienst mitwirkten, sei ein hoffnungsvolles Zeichen, betonte Otto Weymann, Pastor der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Katharinen.

In fünf Kurzpredigten nahmen Edda Schiefelbein (Leitungsteam der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Osnabrück), Superintendent Dr. Joachim Jeska (Evangelisch-lutherischer Kirchenkreis Osnabrück), Pastorin Ilse Landwehr-Wegner (Präses Evangelisch-reformierter Synodalverband Osnabrück-Emsland), Dr. Hermann Queckenstedt (Leiter des Osnabrücker Diözesanmuseums) und Dr. Martin Schomaker (Dechant des katholischen Stadtdekanates Osnabrück) das Motto der Woche der Brüderlichkeit unter verschiedenen Aspekten in den Blick.

„Armada von Schutzengeln“

Schiefelbein brachte das Stichwort „Fair Play“ mit der Corona-Zeit zusammen und verwies auf perfide Lügen, die den Protest gegen die Corona-Maßnahmen stützten. Aber auch „Putin lügt perfekt“, um sein Handeln zu rechtfertigen. Sie wünsche „Gottes Eingreifen in die Krise, eine Armada von Schutzengeln, Impfungen gegen Corona für die gesamte Welt, denn jeder Mensch zählt“, sagte Schiefelbein. Superintendent Dr. Joachim Jeska betonte, der Zusammenhalt der Religionen sei wichtiger denn je. „Wir müssen gemeinsam der Gerechtigkeit nachjagen. Es gibt Menschen, die wie Trüffelschweine suchen, was uns trennt. Wichtiger aber ist, auf das zu schauen, was uns verbindet. Dass wir füreinander einstehen und unsere Geschwister im Glauben lieben. Und auf die göttliche Macht zu vertrauen, vor der wir uns verantworten müssen“, so Jeska.

Friedvolles Miteinander schaffen

Auf einem Spielplatz in ihrer Nachbarschaft spielten Kinder mit Wurzeln in unterschiedlichen Nationen unbefangen und fröhlich miteinander, berichtete Landwehr-Wegner. „Dieses friedvolle Bild der Kinder zeigt den Grundgedanken des Glaubens: ein friedvolles Miteinander, in dem Frieden und Gerechtigkeit herrschen“, meinte Landwehr-Wegner. Die Menschen dürften nichts unversucht lassen, das Wohlergehen aller zu erreichen.

Mit der Frage von Sport und Gerechtigkeit befasste sich Dr. Queckenstedt. Es sei ungerecht, wenn „der Sport zur Bühne der Selbstdarstellung von Despoten und Kriegsverbrechern wird, wenn der Drill von Kindern und Jugendlichen akzeptiert wird oder Fußballidole die Ideale des Sports verraten“, sagte der ehemalige Präsident des VfL Osnabrück. Gerecht hingegen sei, das Fußball-Prinzip der elf Freunde auch auf die gegnerische Mannschaft auszudehnen und in allen Lebenslagen dem Gebot der Nächstenliebe zu folgen.

Neue Perspektiven einnehmen

Beim Stichwort weltweite Gerechtigkeit verwies Dr. Schomaker auf eine Erntedankfeier in der Osnabrücker Drei-Religionen-Schule. Die Schüler*innen hätten den Altarraum der Kirche mit vielen Erntegaben und einer Weltkugel gestaltet. „Diese hatten sie umgedreht, sodass die Erde einen ungewohnten Anblick bot: der Süden nach oben ausgerichtet, der Norden nach unten“, schilderte Schomaker. So habe man eine neue Perspektive einnehmen können, und „wir konnten beachten, was sonst nicht beachtet wird.“

Neben den Prediger*innen wirkten auch die Vorsitzende der Osnabrücker GCJZ Angela Müllenbach-Michel und ACKOS-Vorstandsmitglied Karin Jabs-Kiesler im Gottesdienst mit. Für die passende musikalische Gestaltung des Gottesdienstes sorgten Organist Fabio Schnug und die Kinder- und Jugendkantorei St. Marien. Unter der Leitung von Majka Wiechelt forderten die jungen Sänger*innen unter anderem dazu auf „Lasst uns Frieden üben und Gerechtigkeit“.

In einem Grußwort drückte Katharina Pötter, Oberbürgermeisterin der Stadt Osnabrück, ihren Dank für die Gestaltung der Woche der Brüderlichkeit in Osnabrück aus. Das Rahmenprogramm zeige viele Aspekte von Achtung, Respekt und Teilhabe der Gruppen, die oft am Rande der Gesellschaft stünden. Gerechtigkeit und Fairness hätten eine große Bedeutung für die Stadt Osnabrück, die sich gegen jede Art von Stigmatisierung und Ausgrenzung einsetze. „Ein faires Miteinander zu erreichen, das jeden Menschen in den Blick nimmt, dafür setzen wir uns ein“, so die Osnabrücker Oberbürgermeisterin.