Ein See, 40 Taufen und viel Wasser

Nachricht 11. Juli 2022

Sechs Gemeinden aus dem Kirchenkreis Osnabrück feiern Tauffest am Attersee

Wenn sich 40 Täuflinge, rund 500 Gäste, sechs Pastor*innen, ein Superintendent und ein Regionalbischof an einem See mit sechs Hektar Wasserfläche versammeln, dann feiern sechs Gemeinden des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Osnabrück ein Tauffest am Attersee und – in dieser Größe – eine Premiere. An acht verschiedenen Stellen am und im See fanden die Taufen statt, bei denen Kinder und Jugendliche zwischen 6 Wochen und 17 Jahren und ein Erwachsener getauft wurden. Dabei wurden die Gemeindepastor*innen Dr. Jutta Tloka, Friedemann Keller, Torsten Both, Andrea Kruckemeyer, Matthias Groeneveld und Anne-Kathrin Bode von Superintendent Dr. Joachim Jeska und Regionalbischof Friedrich Selter unterstützt.

Die Kirchengemeinden Nordwest, St. Michaelis, St. Marien, St. Katharinen, Matthäus und Jakobus hatten keine Mühen gescheut, um den Besucher*innen am Attersee einen wundervollen Rahmen zu bieten. An der Stirnseite der Liegewiese von Campingplatz und Badesee stand ein Sattelauflieger, mit dem Stühle und Bierzeltgarnituren als Sitzgelegenheiten nach Atter transportiert wurden. Nach dem Entladen diente der Anhänger selbst als Bühne für die Geistlichen und die Musik: Sängerin Insa Zimni, Pianist Lorenz Wehmeier und Schlagzeuger Florian Steiner sowie dem Michaelis-Chor unter der Leitung von Markus Döring. Zahlreiche freiwillige Helfer*innen um Joachim Hentschel, Küster in der Nordwestgemeinde, und die AG Musik und Kultur in der Evangelischen Jugend Osnabrück sorgten für einen reibungslosen Ablauf.

Regen als Geschenk

Passend zu den eigentlichen Taufen fiel Regen vom Himmel und sorgte dafür, dass nicht nur die Täuflinge Wasser auf den Kopf bekamen. „Das ist Gottes schöne Natur. Solange wir nicht frieren, ist alles wunderbar“, nahm Pastorin Dr. Jutta Tloka aus der Nordwestgemeinde den Regen als Geschenk an, „die Natur kann ihn gut gebrauchen.“

„Unter freiem Himmel, an einem See zu taufen, symbolisiert vielleicht mehr das Ursprüngliche der Taufe“, betonte Pastorin Anne-Kathrin Bode von der Jakobusgemeinde. Der Himmel vermittele ein Gefühl von Freiheit, auch, was das Bild von Gott angehe. Die Verbindung „nach oben“ werde im Freien oft als direkter wahrgenommen. Und ihre Kollegin Andrea Kruckemeyer (St. Katharinen) ergänzte: „Die Menschen lieben es, draußen zu sein. Auf die Einladung zum Tauffest haben sich Familien gemeldet, die selbst auch Campingurlaube machen; Familien, die ihre Kinder ‚immer schon taufen lassen wollten‘ und diese Einladung jetzt gerne annehmen.“ „Wenn ich am See bin, bin ich dem Element und der Herkunft der Taufe so viel näher. Das Wort wirkt: Durch das Wasser und den Heiligen Geist führt Gott immer wieder zu einem Neubeginn und einem neuen Leben“, sagte Pastor Matthias Groeneveld aus der Matthäusgemeinde.

Durchs Leben getragen

„Liebe Menschen, große und kleine, wie schön, dass wir jetzt Gemeinde sind“, begrüßte Regionalbischof Friedrich Selter die versammelte Taufgemeinde und startete mit zwei Fragen: „Wie geht es eigentlich jemandem, wenn man getauft ist?“ In der Bibel gebe es eine Geschichte, die von einem erzählt, der sich taufen lässt und von dem es anschließend heiße: Er zog aber seine Straße fröhlich. „Wer getauft ist, kann fröhlich sein. Was meint dieses ‚fröhlich‘ eigentlich?“, fragte Friedrich Selter. Er glaube, „fröhlich“ meine eine Freude, die man ganz tief in sich trage. Eine fröhliche Gewissheit, dass da jemand sei, der uns durchs Leben trage. „Fröhlich sein ist eine Lebenshaltung“, so der Regionalbischof, „aber wie kommt man zu dieser Haltung?“ In seiner Predigt über die Geschichte von dem Mann aus Äthiopien und Philippus führte er das weiter aus. „Worte allein reichten dem Mann nicht, er brauchte ein Zeichen, um zu merken: Gott liebt mich, auch wenn ich manchmal ein schlechtes Gewissen habe. Bei den wirklich wichtigen Dingen braucht es zum Wort auch das vergewissernde Zeichen“, sagte Selter, „heute wünsche ich allen, die getauft werden, und denen, die das miterleben, sei es als Eltern oder Paten: dass Sie und Ihr, dass Ihr alle eure Straßen fröhlich zieht.“

Ereignis fürs Leben

„Unter freiem Himmel die Taufe zu feiern, das ist ein Ereignis fürs Leben. Und das passt sehr gut zum Anlass“, meinte Armin Morath, der am Attersee zwei Kinder taufen ließ. „Nicht nur das Wetter, auch der Ort macht die Taufe unseres Sohnes zu etwas ganz Besonderem“, erklärte Nicole Unterderweide. Natürlich sei jede Taufe in einer Kirche ein einmaliges Erlebnis und „sehr schön, aber es erinnert doch mehr an den Alltag.“ Am See die Taufe zu feiern, sei außergewöhnlich.

Superintendent Dr. Joachim Jeska dankte im Fürbittengebet für die vielen wunderbaren Erlebnisse des Tauffestes. Dabei stellten sich die Tauffamilien im Kreis auf und nahmen sich an den Händen. Schließlich leitete Pastor Torsten Both (St. Marien) die Taufgemeinde mit gemeinsam gesprochenen Worten und passenden Gesten zum Segen an.

Ein großer Dank galt allen ehrenamtlichen Helfer*innen aus den Kirchengemeinden, dem Betreiber des Campingplatzes „Camp-Bullerby am Attersee“ Carsten Knüppel, dem Osnabrücker Logistikunternehmen Hellmann, Hermann Otten und seinen Mitarbeitern sowie Getränke Schröder. Auch die Landeskirche Hannovers, die 2022 ihre Initiative zur Taufe unter den Begriff „Gottesgeschenk“ gestellt hat, unterstützte die Ausrichtung des Tauffestes.