Freude am Singen

Nachricht 22. März 2022

Nordwestgemeinde in Osnabrück startet Projektchor / Zwei Probenwochenenden bis zum ersten Konzert

„Takt 47, hier steigen wir ein. Das ist die Melodie für den Alt“, sagt Dennis Brause, spielt ein paar Töne am E-Piano und blickt zu den Frauen, die in den Bankreihen rechts vom Mittelgang sitzen und leise einige Takte von „Down to the river to pray“ anstimmen. „Ja, genau! Das ist es“, heißt es wenig später vom Chorleiter. Dann geht er das Stück nacheinander mit den Männerstimmen und den Sopran-Sängerinnen durch. „Und jetzt gleich zusammen“, ruft Brause schnell. Der mehrstimmige Chor ertönt in der Osnabrücker Markuskirche und klingt, als hätte er schon oft zusammen gesungen. Eine Chorprobe wie jede andere? Weit gefehlt, denn kaum einer der anwesenden Sänger*innen kennt die anderen. Ihre erste gemeinsame Probe mit Chorleiter Dennis Brause hat nur wenige Stunden zuvor begonnen. Ein Ensemble aus professionellen Musiker*innen? Auch nicht, sondern ein Projektchor, den die Evangelisch-lutherische Nordwestgemeinde Osnabrück ins Leben gerufen hat.

„Alle, die singen möchten, sind herzlich willkommen“

„Wir bringen Menschen zusammen, die Spaß am Singen haben und sich für Popularmusik begeistern können“, sagt Dr. Jutta Tloka, Pastorin der Nordwestgemeinde. Besondere Kenntnisse sind nicht nötig. „Alle, die singen möchten, sind herzlich willkommen“, ergänzt Chorleiter Dennis Brause. Nach zwei intensiven Probenwochenenden im März und April sowie Haupt- und Generalprobe ist ein Konzert geplant, das am Sonntag, 1. Mai, um 18 Uhr in der Markuskirche beginnt. „Wir arbeiten konzentriert und zielorientiert, sodass wir ein schönes Programm zusammenstellen werden“, ist Brause überzeugt, in kurzer Zeit einen Chor formen zu können. Das Grundgerüst für das Repertoire habe er im Kopf. „Schwerpunkt werden weltliche und geistliche Pop-Lieder sein. Dazu kommen Gospels, Worship und vielleicht noch etwas selbst Geschriebenes. Der Schwierigkeitsgrad der Stücke ist unterschiedlich“, erklärt der Chorleiter.

Sehr verschieden sind auch die Erfahrungen, die die Teilnehmer*innen mitbringen. „Ich habe Spaß an Musik, höre gerne Chormusik und mache auch Liedbegleitungen für Gottesdienste. Selbst bei einem Chor mitzusingen ist eine ganz neue Erfahrung für mich, die ich wirklich toll finde“, berichtet Siegfried Brennecke. In vielen Chorprojekten hat Anja Schuster schon mitgewirkt. Sie singt im Sopran und freut sich, dass „es endlich wieder losgeht. Das Singen macht so viel Spaß“, sagt Schuster. Das Mitwirken in einem Chor auszuprobieren, ist das Ziel von Beate S.*: „Hier kann ich auch christliche Popmusik und Gospels kennenlernen. Die Lieder sind wunderbar.“ Wilm Bulla hat schon in anderen Chören gesungen. „Das spielerische Erarbeiten der Lieder macht Freude und vielleicht entsteht etwas Neues aus diesem Projekt“, erklärt er seine Motivation.

In der Nordwestgemeinde, die sich über die Osnabrücker Stadtteile Atter und Westerberg erstreckt, gibt es bisher kein eigenes Musikangebot. „Umso mehr freuen wir uns über das Interesse am Projektchor“, betont Pastorin Tloka. Finanzielle Unterstützung kommt von der Gemeinde selbst, vom Kirchenkreis Osnabrück, dem Sprengel Osnabrück und der Landeskirche Hannovers. „Sehr gut beraten hat uns Kirchenmusikdirektor Carsten Zündorf, der zum Beispiel bei der Suche nach einer Band für das Konzert geholfen und ganz viele Fragen beantwortet hat“, so Tloka. Für die Technik sorgt die Arbeitsgemeinschaft Musik und Kultur (AG MuK) der Evangelischen Jugend Osnabrück. „Und in der Markuskirche haben wir eine tolle Akustik, sodass der Rahmen für die Proben und das Konzert kaum besser sein könnte“, sagt die Pastorin.

Jeder Mensch kann singen lernen

Dennis Brause hat inzwischen einige Übungen zur Lockerung in die Probe eingeschoben. Der 30-Jährige ist fest davon überzeugt, dass jeder Mensch singen lernen kann. Gesang habe viel mit Atmung zu tun, mit Atemstrom und Atemführung. „Vielleicht hat der oder die eine einen leichteren Zugang zum Singen, weil er oder sie früh damit angefangen hat. Das Zeug dazu haben aber alle Menschen. Es ist ein bisschen wie beim Sport: Verschiedene Muskelgruppen müssen zusammenspielen und das kann ich trainieren. Wer es nicht gut hinbekommt, hat vielleicht nicht den richtigen Lehrer“, meint Brause, der auch den Gospelchor der Evangelischen und Katholischen Studierendengemeinde in Osnabrück leitet. Dann widmet er sich wieder der Probe und geht auf die Anregungen der Teilnehmer*innen ein. Beim Kennenlerntreffen hatten sich einige wegen der aktuellen politischen Situation das Stück „We are the world“ gewünscht. „Das probieren wir auf jeden Fall aus“, so Brause.

Das Wort- und Klangkonzert, das der Projektchor gestaltet, findet am Sonntag, 1. Mai, um 18 Uhr in der Markuskirche, Julius-Heywinkel-Weg 2, 49076 Osnabrück, statt.

* Name ist der Redaktion bekannt