Gott bewahrt unsere Träume

Nachricht 06. Dezember 2020

Pastorin Chetty geht nach vier Jahren zurück nach Südafrika

In einem feierlichen Gottesdienst in der Osnabrücker Lutherkirche ist Sybil Chetty jetzt als Pastorin offiziell verabschiedet worden. Nach vier Jahren in der Südstadtkirchengemeinde geht die Austauschpastorin im Januar zurück in ihre Heimat Südafrika, wo sie schon von ihrem Mann und ihren beiden Kindern erwartet wird.

Nach Deutschland ist Sybil Chetty über ein Austauschprogramm der hannoverschen Landeskirche und des Evangelisch-lutherischen Missionswerks in Niedersachsen gekommen. Zuvor war die 53-jährige Theologin viele Jahre Gemeindepastorin in der südafrikanischen Großstadt Durban. Als sie 2017 in Osnabrück ankam, begann eine Zeit, von der beide Seiten profitiert haben. Pastorin Chetty konnte viel von den deutschen Pastor*innen lernen und deren Verständnis des Evangeliums, der Kirche und der täglichen Arbeit in den Gemeinden kennenlernen. Gleichzeitig hat sie ein Stück Weltläufigkeit in die Südstadtkirchengemeinde und den ganzen Kirchenkreis gebracht. „Das weitet den Horizont“, sagte damals Pastorin Renate Jacob, erste Ansprechpartnerin für ihre südafrikanische Kollegin.

Auch wenn wir unsere eigenen Träume vergessen, ER vergisst sie nicht und plant für uns voraus.

Pastorin Sybil Chetty

Eigene Familie vermisst

In Südafrika lebte Sybil Chetty mit ihren Eltern und sechs Geschwistern in einem Haus mit nur zwei Schlafräumen. „Als ich 20 war, träumte ich von einer eigenen Wohnung“, berichtete sie mit lebhafter Stimme in dem Abschiedsgottesdienst. Doch die Zeit verging, und die Träume gerieten in Vergessenheit. „Aber Gott hat sie nicht vergessen, vielleicht hat er damals schon meinen Aufenthalt in Deutschland geplant“, ist Pastorin Chetty überzeugt. „Gott begleitet uns auf unserem Weg. Auch wenn wir unsere eigenen Träume vergessen, ER vergisst sie nicht und plant für uns voraus.“ Sybil Chetty hätte sich die vier Jahre in Deutschland wohlgefühlt. Im dritten Jahr jedoch hätte sich alles geändert – Gott sei Dank nur vorübergehend. „Bei einem Spaziergang an der Hase habe ich viele Menschen mit ihren Partnern oder der Familie gesehen, und da ist mir auf einmal bewusst geworden, wie sehr ich meine eigene Familie vermisse“, erklärte Pastorin Chetty. „Da habe ich meinen Mann angerufen und ihm gesagt, er solle ins Flugzeug steigen und herkommen.“ Ganz so schnell ging es aber dann doch nicht, erst mussten alle Formalitäten mit der Ausländerbehörde geklärt werden, aber im November 2019 kamen erst ihre Tochter Nicole und ihr Sohn Chandra, und im Dezember ihr Mann Chundran. So konnten alle zusammen Weihnachten in Osnabrück feiern, und „alle Dunkelheit verschwand“, sagte Sybil Chetty erleichtert. Ihre Schlussfolgerung aus dieser Zeit: „Gott ist immer mit uns, auch wenn wir gerade nur auf das schauen, was wir vermissen. ER ist zuverlässig und sicher.“ So wie in den Worten aus dem Buch Jesaja, die Pastorin Chetty zu Beginn ihrer Predigt zitierte: „HERR, du bist mein Gott, ich will dich erheben, deinen Namen preisen, denn du hast Wunder getan, Pläne von fern her verwirklicht, zuverlässig und sicher.“ (Jesaja 25,1).

Sehr persönliche Predigt

Superintendent Dr. Joachim Jeska entpflichtete Pastorin Chetty und bedankte sich bei ihr dafür, dass sie ihre Gaben und Kräfte vier Jahre lang in der Südstadtkirchengemeinde eingebracht hätte: „Danke für die sehr persönliche Predigt und die Einblicke in auch schwere Zeiten.“ Neben ihrer Tätigkeit in der Kirchengemeinde war die Geistliche aus Südafrika mit der Hälfte ihrer Arbeitszeit für das Evangelisch-lutherische Missionswerk in Gemeinden und Kirchenkreisen als Referentin unterwegs. Pastorin Jacob wünschte Sybil Chetty, dass Gott sie auf ihrem weiteren Weg begleiten möge: „Auch wenn noch so vieles ungewiss ist, eines ist gewiss: ER ist da.“ Den Schlussakkord setzte die südafrikanische Pastorin selbst: Mit einer Stimme, die problemlos die ganze Kirche füllte, sang sie den modernen Lobpreis-Song „Goodness of God“, der von Gottes Güte und Treue handelt – so wie Sybil Chetty sie für sich selbst erfahren durfte bei ihrem vierjährigen Aufenthalt im Kirchenkreis Osnabrück.