„Wir haben Zeit für Sie“ – Die „Grünen Damen und Herren“ sind nicht vom Mars, dafür aber seit 40 Jahren ganz dicht am Menschen

Nachricht 17. September 2020

Corona-bedingt ruhte ihre Arbeit über Monate. Jetzt dürfen sie wieder zu den Patienten. Die neuen Hygieneregeln machen es möglich und der Krisenstab des Krankenhauses freut sich über den Neustart der „Grünen Damen und Herren“.

Sie haben „manchmal ein mulmiges Gefühl an der Tür“ und nehmen dann doch „viel mit“. Die „Grünen Damen und Herren“ gehen in Krankenhäusern dorthin, wo Bedarf ist. Sie bringen Zeit und offene Ohren mit und zwar seit 40 Jahren – von Montag bis Freitag immer vormittags auf den unterschiedlichen Stationen im Krankenhaus. In ihrem kleinen Büro im Klinikum Osnabrück stehen ein Tisch, darauf neuerdings eine Packung mit Mund- und Nasenschutzmasken (auch FFP2), die das Krankenhaus stellt, drei Stühle und ein großer Schrank. An der Pinnwand eine Namensliste mit Fremdsprachenkenntnissen, Telefonnummern und Fotos. Hier treffen sich die „Grünen Damen und Herren“, bevor sie in ihre hellgrünen Kittel steigen – das Erkennungszeichen deutschlandweit. Sie werfen einen Blick ins „Übergabebuch“ und führen ein kurzes Telefongespräch mit der Pflegeleitung der Station, um zu erfahren, wer heute einen Besuch braucht oder wünscht.

Vor allem: zuhören

Die Hilfe ist vielseitig: Gesellschaft leisten, ein kleiner Botengang, frische Kleidung organisieren – dafür ist übrigens der große Schrank da. Aber vor allem: zuhören. Anne Fitschen versieht diesen ehrenamtlichen Dienst schon seit vielen Jahren. Was hat sich geändert im Krankenhausalltag und in ihrer ehrenamtlichen Arbeit? „Die Liegezeiten sind kürzer geworden, das macht den Kontaktaufbau schwieriger“, sagt sie. Und auch der habe sich verändert: „Früher standen Fotos auf dem Nachttisch – da konnte man anknüpfen. Die Fotos sind heute im Handy oder auf der Haut“, schiebt Fitschen nach kurzem Überlegen nach. Kürzlich sei sie über das Tattoo eines Patienten in ein sehr persönliches Gespräch mit ihm gekommen. Und noch etwas hat sich verändert: „Es gibt mehr Menschen, die niemanden in der Nähe haben, der sich um Kleinigkeiten kümmern würde. Diesen Leuten fällt es bisweilen schwer, um etwas zu bitten und Hilfe anzunehmen“, beobachtet Anne Fitschen vor allem bei Männern in höherem Alter. Und dann natürlich die Sprachbarrieren. Dafür hängt im Büro die Liste mit den Sprachkenntnissen. Großartig seien natürlich verschiedene Sprachkenntnisse aus den eigenen Reihen der „Grünen Damen und Herren“, aber daran fehlt es noch.

Nah am Menschen

„Als die Kinder aus dem Haus waren, bin ich in diese Arbeit so reingerutscht“, so Anne Fitschen. Schon als Schülerin hatte sie im Krankenhaus gearbeitet und festgestellt, dass ihr der Kontakt mit Menschen Spaß macht. Peter Deters ist seit einem halben Jahr „Grüner Herr“. „Ich komme aus der Elektrotechnik“, beschreibt er sein Berufsleben. Danach wollte er es mit Menschen zu tun haben. Er bekomme oft positives Feedback, der Kontakt mit den Patienten macht ihm Freude. 13 „Grüne Damen und Herren“, verteilt auf rund 700 Betten, engagieren sich aktuell im Klinikum Osnabrück. Es gibt sie deutschlandweit in den Kliniken, unabhängig von deren Träger. Eingebunden sind sie in die Evangelische Kranken- und Alten-Hilfe. Fortbildungen, zum Beispiel zur Kommunikation, werden auf Landesebene organisiert und gefördert. „Wir sind eine bunte Gruppe weltlicher Seelsorger, religiös ungebunden und unabhängig“, betont Anne Fitschen. Die Zusammenarbeit mit den Krankenhausseelsorger*innen ist gut. „Zum Beispiel, wenn wir inhaltliche Unterstützung brauchen, eine Fortbildung oder selber Zuspruch, dann können wir uns immer an sie wenden“. Die „Grünen Damen und Herren“ freuen sich über weitere Interessierte, die das Ehrenamt ausprobieren möchten.

Die Fotos wurden vor Beginn der Corona-Pandemie aufgenommen.

Grüne Damen und Herren

Der ehrenamtliche Patientenbesuchsdienst geht in die Patientenzimmer, bietet seine Hilfe an und bringt Zeit mit zum Zuhören, für Gespräche, die Begleitung von Patienten, kleine Besorgungen und vieles mehr.

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