Beim ökumenischen Friedensgottesdienst in der St.-Marien-Kirche wurde jetzt zum elften Mal der Osnabrücker Ökumenepreis der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Osnabrück (ACKOS) verliehen. In diesem Jahr wurde das Projekt „Lasst uns miteinander … – Die Ökumenische Kinderkirche Hasbergen“ ausgezeichnet. Monatlich wird abwechselnd in der evangelischen-lutherischen Christus-Kirche und der katholischen St.-Josef-Kirche in Hasbergen eine offene Kinderkirche für Kinder bis 10 Jahren angeboten. „So wird deutlich, dass Ökumene im Kleinen beginnt – in den Herzen der Kinder, die ohne Vorbehalte zusammenkommen, beten, lachen und glauben“, sagte Norbert Kalinsky, Vorsitzender der ACKOS, in seiner Laudatio.
So erfahren die Kinder von Anfang an: Kirche ist größer als ein einzelnes Gebäude oder eine Konfession, und im Mittelpunkt steht das, was uns eint – Jesus Christus.
Sichtbares Zeichen gelebter Ökumene
„Unser Ziel ist es, einen sicheren, liebevollen und druckfreien Raum zu schaffen, in dem Kinder den christlichen Glauben entdecken, erleben und mit nach Hause nehmen können“, berichtete das ehrenamtliche Team mit Jennie Rellmann, Angelika Marufke und Christina Wippich, das von Hauptamtlichen beider Gemeinden, Diakonin Maren Mittelberg und Gemeindereferentin Jutta von Heine, begleitet wird. Dass die Kinderkirche im Wechsel an beiden Gemeindestandorten angeboten wird, sei ein sichtbares Zeichen gelebter Ökumene. „So erfahren die Kinder von Anfang an: Kirche ist größer als ein einzelnes Gebäude oder eine Konfession, und im Mittelpunkt steht das, was uns eint – Jesus Christus.“ Mit dem Ökumenepreis prämiert die ACKOS herausragende, beispielgebende Projekte und Aktionen, die zur Einheit der Christ*innen beitragen und ein gemeinsames Engagement für Frieden und Versöhnung fördern. Gefördert werden insbesondere Projekte, die mehrere Konfessionen miteinbeziehen, von verschiedenen Konfessionen gemeinsam getragen werden oder die innovativ und förderlich für die ökumenische Zusammenarbeit in der Friedensstadt sind.
Nicht Gegenstände wie Werkzeuge oder Waffen waren die ersten Anzeichen der Zivilisation, sondern die Fähigkeit, uns umeinander zu kümmern.
Menschenfreundlich: anderes Wort für Frieden
In ihrer Predigt zum Osnabrücker Friedenstag stellte Pastoralreferentin Vera Jansen die Menschenfreundlichkeit in den Mittelpunkt. „Menschenfreundlich“ sei ein anderes Wort für Frieden, erklärte die katholische Theologin und Leiterin des Diözesanjugendamtes im Bistum Osnabrück und unterstrich dies mit der Begegnung mit einer Anthropologin vor einiger Zeit. Gefragt, welches das erste Anzeichen menschlicher Zivilisation gewesen sei, antwortete diese nicht etwa mit „ein Tontopf“ oder „eine Speerspitze“, sondern mit „ein verheilter Knochen“. „Nicht Gegenstände wie Werkzeuge oder Waffen waren die ersten Anzeichen der Zivilisation, sondern die Fähigkeit, uns umeinander zu kümmern“, erklärte Vera Jansen. Die Wahrscheinlichkeit für ein Tier, mit einem gebrochenen Knochen zu überleben, sei gleich null gewesen. Ein Mensch aber, der von anderen Menschen unterstützt wurde, hatte die Chance, sich von der Verletzung zu erholen und zu überleben. Die Freundlichkeit anderen Menschen gegenüber, der friedvolle Umgang miteinander, bildeten die Grundlage unserer Zivilisation. Auch wenn es schwerfalle angesichts der aktuellen Lage der Welt, lohne es sich, sich immer wieder an diese Grundlage zu erinnern.
Das Wort aus der Bergpredigt Jesu, unter das Pastor Thamm seine Beauftragung gestellt hat, „Selig sind, die Frieden stiften“, stellt unser aktives Bemühen um Frieden in den Vordergrund.
Aktives Bemühen um Frieden
Im Rahmen des Gottesdienstes wurde Cord-Michael Thamm als Pastor am Friedensort Osnabrück eingeführt. Das Wort aus der Bergpredigt Jesu, unter das Pastor Thamm seine Beauftragung gestellt hatte, „Selig sind, die Frieden stiften“, stelle unser aktives Bemühen um Frieden in den Vordergrund, so Superintendent Dr. Joachim Jeska bei der Einführung. Pastor Thamm hob hervor, was ihm in dem neuen Amt besonders wichtig sei: die Kraft des gemeinsamen Gebets für den Frieden, der konstruktive Dialog und die Weitergabe des Glaubens, dass Frieden gelingen kann, und das gemeinsame, ökumenische friedensethische Handeln. Der Friedensort Osnabrück ist ein Projekt des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises als lokaler Beitrag zum weltweiten ökumenischen Aufruf, sich auf den Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens zu begeben und eine Kirche des gerechten Friedens zu werden.
Friedenskerze schließt Kreis
In dem Gottesdienst mit Preisverleihung, Erinnerung an die Grundlagen unserer Zivilisation und Einführung des neuen „Friedenspastors“ schloss sich zudem ein Kreis: Die Friedenskerze, welche die ACKOS ein Jahr zuvor in der Bergkirche auf die Reise durch die Kirchengemeinden geschickt hatte, wurde ein letztes Mal entzündet. Mitglieder der Neuapostolischen Kirche, wo sie die Woche zuvor im Gottesdienst brannte, brachten sie herein. Auf der Website der ACKOS findet sich eine Bildergalerie der ökumenischen Friedenskerze in den einzelnen Gemeinden.
Musikalisch begleitet wurde der Friedensgottesdienst vom ökumenischen Chorprojekt unter Leitung von Jan Kampmeier und Markus Doering sowie von Nikolai Strauch an der Orgel.