Frage: Wie kamen Sie dann in Richtung Schule?
Marks-von der Born: Nach meinem zweiten Examen im Januar 1991 warb die Landeskirche Hannovers dafür, eine einjährige Zusatzausbildung für den Dienst als Berufsschulpastor zu machen. Wegen meiner eigenen Vorgeschichte fand ich das sehr interessant, bewarb mich und konnte den Kurs erfolgreich durchlaufen. Danach folgte ab Februar 1992 meine erste Stelle an der Berufsbildenden Schule (BBS) am Schölerberg in Osnabrück. Ich fand es immer wichtig, in der Berufsschule den rein berufsbezogenen Horizont zu verlassen, der durch die jeweilige Ausbildung definiert wird. In der erweiterten Perspektive konnte ich das, was mich theologisch antreibt, in einen Kontext bringen, in dem das so nicht erwartet wird. Die meisten Schüler*innen honorieren es, wenn sie als Menschen gesehen werden. Im Alter ihrer Berufsausbildung haben sie sich schon eine eigene Lebensanschauung angeeignet. Die ist bei manchen christlich geprägt, bei vielen aber auch völlig anders. Meine Aufgabe war es, einen Raum zu schaffen, in dem ein Austausch auf Augenhöhe stattfinden kann. Der Religionsunterricht an der BBS bietet dafür eine besonders gute Gelegenheit.
Frage: Wie lange blieben Sie am Schölerberg?
Marks-von der Born: Siebeneinhalb Jahre. Danach wechselte ich im Sommer 1999 in das Gemeindepfarramt der Osnabrücker Jakobusgemeinde in Schinkel-Ost. Dort habe ich ebenfalls sehr gerne gearbeitet. Die Gemeinde ist lebendig. Gemeinsam mit dem Kirchenvorstand und den Mitarbeitenden in Kindergarten und Gemeinde habe ich zum Beispiel die Erweiterung und den Ausbau der Betreuungszeiten in der Kita unterstützt. Außerdem konnte ich in der Gemeinde, die eine überschaubare Größe hat und in einem kleineren Stadtteil liegt, viel Beziehungsarbeit machen. So entstand schnell das Gefühl: „Ich gehöre zum Stadtteil und zu den Menschen hier“. Im Sommer 2012 wurde mir vom damaligen Superintendenten die Stelle an den BBS am Pottgraben angeboten. Nach ein wenig Überlegungszeit habe ich dieses Angebot schließlich angenommen und bin zurück in die Schule gegangen.
Frage: Wie groß ist der Unterschied zwischen der Arbeit in einer Gemeinde und in der Berufsschule?
Marks-von der Born: Ein Anliegen meiner Arbeit war die Seelsorge. Sie findet auch in einer Berufsschule statt. Die BBS am Pottgraben haben inzwischen ein sehr breites Beratungs- und Unterstützungssystem. Viele Schüler*innen kommen in die Schulseelsorge, weil sie Kummer haben. Die Gründe dafür können sehr unterschiedlich sein. Sie suchen Gesprächspartner*innen, wenn sie berufliche oder private Sorgen und Nöte haben. Es gibt Kriseninterventionen, zum Beispiel wenn Angehörige oder Freunde von Schüler*innen plötzlich versterben. Manche haben finanzielle Probleme. An der BBS konnte ich mir hierfür fast mehr Zeit nehmen als in der Gemeinde. Das war eine sehr sinnvolle Arbeit, die mir fehlen wird.
Frage: Gibt es noch mehr Dinge, die Sie vermissen werden? Und auch etwas, das Ihnen nicht fehlen wird?
Marks-von der Born: Oh, ich werde vieles vermissen. Den guten Kontakt zu den Kolleg*innen im Kollegium der Schule und den engen fachlichen Austausch, den wir hatten. Ebenso den Kontakt zu den Schüler*innen. Außerdem war ich oft als Mentor im Einsatz für Referendar*innen oder Vikar*innen oder als Prüfer im zweiten Examen. Auch das habe ich immer gerne gemacht. Nicht vermissen werde ich die Aufgaben, die im Rahmen der kirchlichen Verwaltung anfielen.
Frage: Haben Sie schon eine Idee, wie Sie nun die freie Zeit füllen werden? Zum Beispiel mit einem neuen Hobby?
Marks-von der Born: Mit der Rückkehr nach Ostfriesland möchte ich meine Kenntnisse der plattdeutschen Sprache wieder reaktivieren. Plattdeutsch ist zwar meine Muttersprache, aber ich habe viele Jahre vor allem hochdeutsch gesprochen. Ich habe überlegt, in einer plattdeutschen Theatergruppe mitzuwirken. Außerdem werde ich mir einen Sport suchen, um fit zu bleiben. Das habe ich zuletzt vernachlässigt. Zudem habe ich Osnabrück als Kulturstadt schätzen gelernt, daher werde ich dort weiterhin ein Theater-Abo haben. Dann möchte ich den Kontakt zu meinen Kindern und bald sechs Enkelkindern und zu meinen Freunden pflegen.
Vielen Dank für das Gespräch!