Die derzeitige Verunsicherung zu den großen, drängenden Fragen wie Krieg und Frieden, Gewalt und Aggression, Recht auf Selbstverteidigung, Hass und Racheexzesse, Voraussetzung für Friedensverhandlungen, Verteidigungsbündnisse, Waffenlieferungen, Chancen und Grenzen der Diplomatie oder auch über kreative Ansätze der Deeskalation von Konflikten ist immens gestiegen. Der Ukraine-Krieg hält noch immer an. Zwischen Israel und Palästina herrscht seit dem durch nichts zu rechtfertigenden, brutalen Angriff auf Israel am 7. Oktober offener Krieg mit noch unabsehbaren Folgen. Die Klima-Krise hat an Dringlichkeit nichts eingebüßt. „Und diese Liste könnte noch lang fortgesetzt werden“, sagt Pastor Matthias Binder vom Friedensort Osnabrück/FO:OS. Daher sei das Motto der ökumenischen Friedensdekade drängend aktuell.
Was ist heute noch sicher? Wie kann Sicherheit hergestellt werden, nach der sich so viele Menschen so dringend sehen? Welche Überzeugungen tragen unser Tun? Wofür stehen Christ*innen und Kirchen bei dieser Fülle an bedrängenden Fragen ein? Sind bisherige Antworten und Maßstäbe noch tragfähig und wo kann der Wendepunkt von weiterer Eskalation zu Deeskalation sein?
„Diese aktuellen Themen, zu denen sich mittlerweile sehr festgefahrene Positionen fast verbindungslos gegenüberstehen, kommen in diesen Tagen fast in jedem Gespräch zur Sprache“, berichtet Binder. Meike Jacobs, ebenfalls tätig beim Friedensort Osnabrück/FO:OS, fallen die zunehmend militärische Sprache und Denklogik auf, sei es in Nachrichten, in der Berichterstattung aus Krisengebieten oder auch im Gespräch auf der Straße. Es schleiche sich da merklich etwas ein, was einem besserem gegenseitigen Verständnis, Befriedung und Versöhnung zunehmend im Weg stehe, hat Jacobs beobachtet.
Das Motto der diesjährigen Ökumenischen Friedensdekade greift die Verunsicherung bewusst als offene Frage auf. Es lädt dazu ein, miteinander in Gespräch und Gebet den eigenen Horizont zu weiten. Ja, vielleicht sich selbst nochmals (neu) den drängenden Fragen zu stellen und vor allem auch dazu, einander gut und neu zuzuhören – ohne sich gegenseitig sofort wieder in die eine oder andere Schublade zu stecken.
Den drängenden Fragen und Aktualitäten, (neuen) Ideen, Einsichten und möglichen Überwindungen wird bundesweit und so auch in Osnabrück vom 12. bis 22. November nachgegangen.
Die aufgeführten Veranstaltungen, Gottesdienste, Andachten und Gebete während der Ökumenischen Friedensdekade finden im Raum Osnabrück statt und sind ausdrücklich offen für alle Interessierten.