Mehr Zusammenarbeit im Kirchenkreis Osnabrück

Nachricht 18. Januar 2024

Neue Strukturen für acht Kirchengemeinden

Die Fusion von zwei Kirchengemeinden, die Gründung von zwei Gesamtkirchengemeinden und einem Kirchengemeindeverband – seit dem vergangenen Jahr haben sich einige Strukturen im Evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Osnabrück verändert. „Es ist ein längerer Prozess, der sich nun auch in formalen Umgestaltungen für acht Kirchengemeinden zeigt und mit dem Festgottesdienst zur Gründung der Gesamtkirchengemeinde An der Nette zunächst einen Abschluss findet“, sagt Superintendent Dr. Joachim Jeska. Es sei kein Geheimnis, dass die Zahl der Mitglieder in den Kirchengemeinden zurückgehe. „Das sind verschiedene Effekte, die hier zum Tragen kommen. Zum Beispiel, dass in Deutschland mehr Menschen sterben als geboren werden. Auch Kirchenaustritte spielen eine Rolle. Die Konsequenz für die Gemeinden ist, dass ihnen weniger finanzielle Mittel zur Verfügung stehen“, erläutert Jeska. Im Kirchenkreis Osnabrück werde deswegen die Idee umgesetzt, dass mehrere benachbarte Kirchengemeinden künftig enger zusammenarbeiten würden. Dafür seien drei verschiedene rechtliche Möglichkeiten vorhanden, „die bei uns im Kirchenkreis alle genutzt werden“, so Jeska.

Festgottesdienst mit Landesbischof Ralf Meister

Am Sonntag, 21. Januar, feiert die Gesamtkirchengemeinde An der Nette um 10:30 Uhr in der Matthäuskirche einen Festgottesdienst zu ihrer Gründung. Als Gast wird der hannoversche Landesbischof Ralf Meister predigen. Die musikalische Gestaltung übernehmen der Matthäus-Chor unter der Leitung von Kai Lünnemann und die Organisten Ursula Rose und Frank Petersmann. Der Gottesdienst findet statt in der Matthäuskirche, Moorlandstraße 67, 49088 Osnabrück.

Zum 1. Januar haben sich die ehemaligen Gemeinden Thomas (Stadtteil Dodesheide) und Matthäus (Stadtteil Sonnenhügel) zusammengeschlossen. „In den letzten Jahren haben wir bereits vieles vorbereitet und vorgedacht“, erklärt Pastor Cord-Michael Thamm, der seit 2015 in der Thomasgemeinde im Dienst ist. Die Jugendarbeit mit Diakon Kimm Herlyn findet schon lange gemeinsam statt. Gottesdienste werden im wöchentlichen Wechsel in der Thomas- und der Matthäuskirche angeboten. „Dieses Modell haben wir im Jahr 2023 erprobt und es ist ein voller Erfolg. Die Besucherzahl am jeweiligen Ort hat sich mehr als verdoppelt“, hat Thamm beobachtet. „So erreichen wir nun mehr Menschen als zuvor mit zwei Gottesdiensten“, hebt Pastor Matthias Groeneveld hervor, der seit 2018 als Pastor am Sonnenhügel tätig ist. Dass sich in der veränderten Organisation Arbeitsbereiche und -abläufe noch synchronisieren oder Zuständigkeiten verabredet werden müssten, „ist eine logische Folge der Zusammenarbeit“, so Thamm und Groeneveld. Vieles würde gestärkt, zum Beispiel die Teams von Ehrenamtlichen in verschiedenen Arbeitsbereichen. „Die Freude über die Zusammenarbeit überwiegt. Und die neue Organisationsform ist ein klares Bekenntnis zu den zwei Standorten. In der größeren Matthäuskirche gibt es eine stärkere Ausrichtung hin zur Innenstadt und viele Gemeindeangebote für alle Generationen. In der gerade barrierefrei umgestalteten Thomaskirche bleibt das Familienzentrum, das in Kooperation mit vielen Partnern im Sozialraum ein verlässlicher Standort für Familien und Kinder des Stadtteils Dodesheide ist, unabhängig von der Gemeindezugehörigkeit“, sagt Cord-Michael Thamm.

Aus Bonnus und Martins ist Emmaus geworden

Zum 1. Januar haben die Bonnusgemeinde und die Martinsgemeinde zur Emmaus-Gemeinde fusioniert. Die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden habe schon eine längere Geschichte, die sich über verschiedene Arbeitsfelder erstreckt, berichten Pastorin Kerstin Schaper-Herzberg und Pastor Thomas Herzberg. Bereits seit 2015 arbeitete Diakonin Antje Mühre in beiden Gemeinden, seit 2017 auch Pastor Thomas Herzberg. „Ob gemeinsame Gottesdienste in den Sommerferien, das Mitsingen im Chor oder Mitspielen im Posaunenchor der jeweils anderen Gemeinde – Berührungspunkte gibt es schon lange“, sagt Kerstin Schaper-Herzberg.

Die Umsetzung der Sparvorgaben hätte die Schritte zur Fusion vorangetrieben. „Dabei haben wir beide Gemeinden gut mitgenommen, bei Veranstaltungen darüber informiert und uns auch von der Gemeindeberatung der Landeskirche Hannovers begleiten lassen“, erklärt Pastor Thomas Herzberg. Natürlich müssten sich die Menschen in der Gemeinde jetzt an den neuen Namen gewöhnen, „der von Sonntag zu Sonntag wechselnde Gottesdienstort hat sich schon gut etabliert, da wir das schon seit Januar 2023 so machen. Zu dem Zeitpunkt fiel für beide Gemeinden zusammen eine halbe Pfarrstelle weg.“

Die neue Emmaus-Gemeinde hat eine volle Pfarrstelle, die sich das Ehepaar Schaper-Herzberg teilt. „Da aber alle Gremien und Dienstbesprechungen nur noch für eine Gemeinde stattfinden, sind auch Freiräume entstanden“, betont Thomas Herzberg. Für die Gemeindeglieder gebe es außerdem mehr Möglichkeiten: eine Bücherei in den Räumen an der Bonnuskirche, intensive Arbeit mit Kindern in den Räumen an der Martinskirche oder Gesprächskreise, die für Menschen aus der ganzen Gemeinde offen seien. Offiziell gefeiert wurde die Fusion am Samstag, 6. Januar, in der Bonnuskirche. „Das war ein wunderbarer Gottesdienst, der viel Vorfreude auf die gemeinsame Arbeit gemacht hat“, meint Kerstin Schaper-Herzberg.

Apostel-Gesamtkirchengemeinde im Osnabrücker Osten

Ebenfalls Anfang Januar hat eine weitere Gesamtkirchengemeinde ihre Gründung mit einem Gottesdienst gefeiert. Aus der Jakobusgemeinde im Stadtteil Schinkel-Ost und der Petrusgemeinde in den Stadtteilen Lüstringen, Darum und Gretesch hat sich die Apostel-Gesamtkirchengemeinde gebildet. Für die Gemeinde sind 1,5 Pfarrstellen vorhanden, die sich auf Pastorin Inga Göbert (100 Prozent) und Pastorin Anne-Kathrin Bode (50 Prozent) verteilen. Gottesdienste finden im wöchentlichen Wechsel in der Jakobus- oder in der Petruskirche statt. Eine Zusammenarbeit bei der Arbeit mit den Konfirmand*innen gibt es hier schon länger. Auch in anderen Feldern hätten die Gemeinden bereits zusammengearbeitet. „Klar ist auch, dass zukünftig noch mehr zusammen stattfinden wird, zum Beispiel Sitzungen des Kirchenvorstands und entsprechender Ausschüsse“, sagt Pastorin Inga Göbert. Sicher werde es auch Ausnahmen geben, etwa bei Festen, die an den unterschiedlichen Kirchen Tradition hätten. Vielleicht kämen künftig auch weitere Wege auf die Menschen in der Gemeinde zu, wenn Veranstaltungen nicht mehr doppelt angeboten würden.

„Dennoch hoffen wir, dass wir durch die Zusammenarbeit eine größere Verlässlichkeit und eventuell auch längere Erreichbarkeit sicherstellen können, zum Beispiel im Gemeindebüro. Oder wenn Urlaubsvertretung innerhalb der Gesamtkirchengemeinde geregelt werden kann, profitieren alle davon“, betont Anne-Kathrin Bode. Wichtig sei ihnen, so Bode und Göbert, dass die Menschen in der Gemeinde weiterhin mit den Kirchen verbunden bleiben, in denen sie sich zu Hause fühlen, „und dass sie sich einbringen mit ihren Ideen und Vorstellungen, damit wir eine Gemeinschaft bleiben, in der der Geist Gottes spürbar ist.“

Im Stadtteil präsent sein

Bereits seit Herbst 2023 gibt es den Kirchengemeindeverband Schinkel-Widukindland, den die Paulusgemeinde und die Timotheusgemeinde gebildet haben. „In einem Kirchengemeindeverband ist die Zusammenarbeit weniger eng. Beide Gemeinden bleiben selbstständig mit eigenem Kirchenvorstand und eigenem Haushalt usw.“, berichtet Superintendent Dr. Joachim Jeska. Allerdings sei eine Kooperation bei Themen möglich, die beide Gemeinden betreffen. Das könne zum Beispiel bei der Arbeit mit den Konfirmand*innen sein. „Auch die halbe Pfarrstelle in der Timotheusgemeinde wurde mit Stunden aus der Paulusgemeinde aufgestockt, so dass sie als 75-Prozent-Stelle ausgeschrieben und erfolgreich besetzt werden konnte“, berichtet Superintendent Dr. Joachim Jeska. Wichtig sei, so Jeska, dass die Gemeinden enger zusammenarbeiteten und so jeweils vor Ort in den Stadtteilen präsent und ansprechbar seien. „Und das ist optimal gewährleistet durch die Strukturen, die wir hier im Kirchenkreis haben.“