Sie haben etwas in Gang gesetzt mit ihrem kleinen Aufkleber mit Regenbogenflagge. Wiederholte Übergriffe auf queere Personen im vergangenen Jahr waren für die Evangelische Jugend im Sprengel Osnabrück der Auslöser, sich mit dem Thema „Safe Space“ zu beschäftigen. Mit dem Aufkleber, den sie in den vergangenen Wochen bereits an mehreren Kirchengemeinden angebracht haben, wollen sie ein sichtbares Zeichen für Offenheit und Toleranz setzen. Regionalbischof Friedrich Selter findet dieses Engagement richtig gut und hat die Jugendlichen zum Gespräch eingeladen. Den Aufkleber mit der Regenbogenflagge haben sie gemeinsam mit Friedrich Selter am Hauseingang angebracht.
„Unsere Kirche kann stolz auf euch sein. Euer Einsatz für das Thema Toleranz und Offenheit zwingt uns immer wieder zur Auseinandersetzung und schärft das Bewusstsein“, lobte der Regionalbischof das Engagement der Evangelischen Jugend. Er selbst habe viel durch Irritationen gelernt, erinnerte sich Selter an seinen Besuch beim DEKT 1979 in Nürnberg. Dort habe die kurz vorher gegründete Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) das Thema zum ersten Mal sichtbar gemacht und über die Kirchen auch in die Gesellschaft hineingetragen. Die Gesellschaft hat gelernt, aber Erfahrungen der Diskriminierung bis hin zu körperlicher Gewalt sind geblieben. Grund für die Initiative der Evangelischen Jugend. „Der Aufkleber ist ein Zeichen für Offenheit und Toleranz und zugleich eine Aufforderung zur Auseinandersetzung an alle Gemeinden“, sagt Diakon Kimm Herlyn, Jugendwart im Kirchenkreis Osnabrück. Gemeint ist die Aufgeschlossenheit gegenüber allen Menschen – unabhängig von der sexuellen Orientierung, der Identifikation mit dem Geburtsgeschlecht oder ob sie mit weiblich und männlich konnotierten Geschlechtermerkmalen geboren wurden.
Die Aktionen der Jugendlichen gehen weiter: Am 16. Mai gibt es eine Bibelarbeit zum Thema „Queer“ mit Pastor Theodor Adam, er ist seit Anfang 2022 in der Landeskirche für Queer-sensible Seelsorge und Beratung tätig. Ein Kinoabend und Austausch mit der queeren Gemeinde in Münster sind geplant. Kimm Herlyn nennt außerdem die gute Vernetzung in den Stadtjugendring, die Beteiligung am Fachtag der Stadt Osnabrück im Mai. Konkrete Aufklärungsarbeit wollen die Jugendlichen auch in den eigenen Gemeinden leisten, indem sie in die Kirchenvorstände und in die Gruppen mit älteren Gemeindemitgliedern gehen, um für das Thema zu sensibilisieren.
Mit ihrem kleinen Aufkleber haben die Jugendlichen eine große Wirkung entfaltet. Nachfragen zu ihrer Aktion gebe es mittlerweile aus anderen Kirchenkreisen der Landeskirche, berichtet Kimm Herlyn, der auch mit der Landesjugendkammer in Kontakt steht.