„Im Kern geht es um die Segensbedürftigkeit von Menschen“

Nachricht 04. Oktober 2023

Generalkonvent der Pastorinnen und Pastoren im Sprengel Osnabrück

Der diesjährige Generalkonvent mit rund 100 Pastorinnen und Pastoren aus dem Sprengel Osnabrück stand unter dem Thema „Kasualkultur – Kasualagentur“. Er fand in und rund um die über 800 Jahre alte Stiftskirche Bassum im Kirchenkreis Syke-Hoya statt.

„Das Thema liegt einfach oben auf“, sagte Regionalbischof Friedrich Selter. „Es gibt bei vielen Menschen eine Sehnsucht nach Segen und nach innerer Berührung. Da sind wir als Kirche gefordert und haben etwas anzubieten, was über uns selbst hinausweist.“ Die Sehnsucht nach Segen und Berührung konkretisiere sich besonders dann, wenn es um das eigene Leben und Übergangssituationen gehe: Geburt eines Kindes, der Übergang von der Kindheit zur Jugend, die Eheschließung und der Abschied von einem Menschen, der gestorben ist. „Unsere Kirche pflegt hier einen Schatz jahrhundertealter Rituale, auf die Pastorinnen und Pastoren zurückgreifen können.“

„Mit Segen verschwenderisch umgehen“

Gleichzeitig haben viele Menschen den Kontakt zur Kirche verloren, die Zahlen der Kasualien sind rückläufig. Selbst die „Ur-Kasualie“, die Taufe, sei kein Normalfall mehr, stellte Prof. Dr. Traugott Roser, Professor für Praktische Theologie an der Universität Münster, in seinem Impuls fest und plädierte anhand von vier Fallbeispielen sehr eindrücklich dafür, mit Segen verschwenderisch umzugehen. „Wir müssen wissen wollen, warum Menschen Segen suchen. Denn im Kern geht es um die Segensbedürftigkeit des Menschen. Und was wir nicht segnen, fühlt sich verflucht,“ formulierte Roser drastisch.

Lange Zeit habe man zudem bestimmte Milieus außen vorgelassen. Die Taufe als Familienfeier sei beispielsweise für allein Erziehende unter Umständen mit Beschämung verbunden, wenn sie vor der versammelten Gemeinde ihren Familienstatus offenbaren müssten. Segensbüros wie in Berlin oder Hamburg böten niedrigschwellige Anlaufstellen, an die sich Menschen unabhängig von ihrer Kirchengemeinde auch mit eigenen Vorstellungen wenden könnten. Pastorin Johanna Friese vom Segensbüro Berlin weiß, dass Taufen oder auch kirchliche Hochzeiten nicht mehr selbstverständlich sind, dass häufig die Gelegenheit oder die Bindung an eine Gemeinde fehle. „Gleichzeitig sehen Menschen für sich andere Lebenswendepunkte, an denen sie einen Segen wünschen. Wir sind dafür da, das mit ihnen auszuloten. Wir feiern mit den Menschen, was gerade für sie dran ist.“ Zu den Pop-up-Hochzeiten kämen Paare auch aus Kassel, Süddeutschland oder Wien.

Lesen Sie weiter beim Sprengel Osnabrück: Ganz konkret – was gibt es, was geht und wie geht es?