Mehr Zusammenarbeit in Gestaltungsräumen

Nachricht 04. Oktober 2021

Kirchenkreissynode diskutiert verstärkte Kooperation der Kirchengemeinden

Nach drei digitalen Versammlungen hat die Synode des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Osnabrück wieder in Präsenz getagt. In der Lutherkirche kamen die Delegierten aus den 18 Kirchengemeinden des Kirchenkreises zusammen und diskutierten, wie mit den rückläufigen Zuweisungen der Landeskirche umgegangen werden kann. Der Blick ging dabei weg von reinen Kürzungen und hin zur Bildung von „Gestaltungsräumen“, in denen mehrere Kirchengemeinden intensiver als bisher zusammenarbeiten.

Balance zwischen Personal- und Gebäudesituation

Im kommenden Planungszeitraum von 2023 bis 2028 gehen die Zuweisungen der Landeskirche schrittweise um rund 10 Prozent zurück. Beim Umgang mit den erforderlichen Einsparungen gelte es, eine gute Balance zu finden zwischen der Personalsituation und der Gebäudesituation, erläuterte Johannes Andrews, Vorsitzender des Bau- und Finanzausschusses. Bisher habe es kaum Kürzungen im Kirchenkreis beim Personal gegeben, und alle freigewordenen Pfarrstellen hätten wiederbesetzt werden können, so die stellvertretende Vorsitzende des Planungsausschusses Dr. Karin von Moeller. Zukünftig hingegen würde der zunehmende Fachkräftemangel dazu führen, dass Stellen unbesetzt blieben. Verschärfend käme hinzu, dass der Kirchenkreis ab den 2030er-Jahren von einer Ruhestandswelle erfasst werde. Für den Kirchenkreis stelle sich deshalb die Zukunftsaufgabe, neue Formen der Kooperation zu finden, die mit deutlich weniger hauptamtlichem Personal auskämen. Insbesondere gelte es, attraktive Stellen zu schaffen, um sie wiederbesetzen zu können.

Zwei Varianten für Umsetzung von Einsparvorgaben

Um die Einsparvorgaben umzusetzen, hat die Kirchenkreissynode zwei Varianten für die Aufteilung der zukünftigen Gesamtzuweisung diskutiert: eine mit linearer Kürzung über alle Bereiche und eine mit Umschichtung von Personalmitteln zugunsten von Bau- und Sachmitteln. Bei der ersten Variante würde der Status Quo fortgeschrieben, mit einer Aufteilung von rund zwei Dritteln für Personalkosten und einem Drittel für Bau- und Sachkosten, gekürzt bis zum Jahr 2028 um jeweils 10 Prozent, erklärte Holger Steininger, stellvertretender Leiter der Abteilung Finanzen im Kirchenamt. Bei der zweiten Variante würde der Anteil der Zuweisung für Personalmittel um 5 Prozentpunkte reduziert, bevor die Kürzungen griffen. Die Folge wäre, dass im Vergleich zur ersten Variante mehr im Personalbereich eingespart werden müsste, dafür aber mehr Mittel für Bau- und Sachausgaben zur Verfügung stünden. Welcher der beiden Wege eingeschlagen werden soll, entscheidet die Kirchenkreissynode auf ihrer nächsten Tagung Ende November.

Es ist notwendig, zu flexibleren Modellen der Zusammenarbeit zu kommen, ohne dabei die identitätsstiftende Bedeutung einer Kirchengemeinde oder eines Standortes aufzugeben.

Superintendent Dr. Joachim Jeska

Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams

Unabhängig von der gewählten Variante ergäbe sich für fast alle Kirchengemeinden die Notwendigkeit, Einsparungen im personellen Bereich vorzunehmen, so Pastor Cord-Michael Thamm, Mitglied des Planungsausschusses. Deshalb seien Gemeindekooperationen sinnvoll, die mindestens 4.000, besser 5.000 bis 10.000 Gemeindeglieder umfassen sollten. Die verstärkte Kooperation in „Gestaltungsräumen“ würde mehrere Vorteile und Chancen bieten. So könnten Pastoren, Diakoninnen, Sozialarbeiter, Pfarrsekretärinnen, Küster und Kirchenmusikerinnen in multiprofessionellen Teams zusammenarbeiten. In einem Gestaltungsraum seien attraktive Stellenzuschnitte möglich. Und regional verbundene Gemeindebüros könnten die Erreichbarkeit für die Gemeinde erhöhen. „Es ist notwendig, zu flexibleren Modellen der Zusammenarbeit zu kommen, ohne dabei die identitätsstiftende Bedeutung einer Kirchengemeinde oder eines Standortes aufzugeben“, beschrieb Superintendent Dr. Joachim Jeska den Spagat, der bei der Bildung der Gestaltungsräume zu bewältigen sei. Mit den aktuellen Beratungen würden entscheidende Weichen gestellt für die Finanz- und Stellenplanung für die Zeit ab 2023, welche die Kirchenkreissynode im Juni nächsten Jahres beschließen soll. Dann soll auch der Zukunftsprozess „Evangelisch-lutherische Kirche in Osnabrück 2030“ wiederaufgenommen werden, der coronabedingt unterbrochen wurde.

Partner und Begleiter in allen Lebenslagen

Maren Bergmann, seit dem 1. April Referentin für Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Osnabrück, stellte auf der Synodentagung das Kommunikationskonzept des Kirchenkreises vor. Ziele des Konzepts seien, die Sichtbarkeit und Bekanntheit der Evangelisch-lutherischen Kirche in Osnabrück zu steigern, die Haltung und Einstellung der Evangelisch-lutherischen Kirche in Osnabrück zu gesellschaftspolitischen Themen zu vermitteln sowie mehr Präsenz in den Medien für die Gemeinden und Einrichtungen im Kirchenkreis zu erreichen. Insgesamt solle so ein positives Bild von Kirche geschaffen werden, sodass sich mehr Menschen aus Überzeugung für eine Mitgliedschaft in der Evangelisch-lutherischen Kirche entscheiden. Das Konzept beinhaltet die Planung von Jahresthemen für 2022 und 2023. Das Jahr 2022 soll unter der Überschrift „Das alles leistet Kirche“ stehen. Die Botschaft sei, dass die Evangelisch-lutherische Kirche den Menschen als Partner und Begleiter in allen Lebenslagen zur Seite stehe und Angebote habe, die ihr Leben erleichtern, erläuterte Maren Bergmann. 2023 – im Jahr des 375. Jubiläums des Westfälischen Friedens – lautet das übergeordnete Thema „Kirche des gerechten Friedens“.

Eine Welt. Ein Klima. Eine Zukunft

Pastor Simon Kramer, Vorsitzender des Ausschusses für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, stellte die 63. Aktion von Brot für die Welt vor, die traditionell am 1. Advent eröffnet wird. Die diesjährige Aktion steht unter dem Leitwort „Eine Welt. Ein Klima. Eine Zukunft“. Im vergangenen Jahr wurden im Kirchenkreis Osnabrück mehr als 105.000 Euro Spenden und Kollekten für Brot für die Welt gesammelt. 2021 steht im Kirchenkreis ein Projekt in Bangladesch im Fokus: „Genug zum Leben trotz Klimawandel“.

Weiteres Thema auf der Synodentagung war der Entwurf der neuen Kirchenkreisordnung, mit dem die Kirchenkreise als kirchliche Handlungsebene gestärkt werden sollen. Alle Mitglieder der Kirchenkreissynode und der Kirchenvorstände sowie weitere Interessierte können sich an der Neufassung der Ordnung beteiligen. Hierfür können bis zum 31. Januar 2022 unter www.kirchenkreisordnung2023.de einzelne Paragrafen kommentiert und ausführliche Stellungnahmen abgegeben werden.