Analog und zentral

Nachricht 17. Mai 2021

Ökumenischer Gottesdienst fordert auf, hinzuschauen und Verantwortung zu übernehmen

Nicht digital und dezentral wie der Ökumenische Kirchentag in Frankfurt am Main, sondern in Präsenz und mitten in der Innenstadt: Am 15. Mai haben die christlichen Kirchen in Osnabrück aus Anlass des Kirchentages einen ökumenischen Gottesdienst in der Marienkirche gefeiert. Gemeinsam war beiden Veranstaltungen jedoch das Motto: Schaut hin! „Wahrnehmen, was los ist, auf die eigenen Ressourcen schauen, und letztlich Verantwortung übernehmen“, erläuterte Dr. Joachim Jeska, Superintendent des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Osnabrück, das Leitwort für den Gottesdienst.

Auf das schauen, was es zu bewahren gilt

Vier ganz unterschiedliche Gegenstände standen stellvertretend für die große Fülle der Themen, bei der jeder einzelne gefordert sei, ehrlich hinzuschauen und Verantwortung zu übernehmen. Dr. Martin Schomaker, Dechant im katholischen Stadtdekanat Osnabrück, hatte eine Topfpflanze mitgebracht. Diese weise uns darauf hin, dass die Ressourcen der Schöpfung begrenzt seien. Viele Menschen übernähmen hier bereits Verantwortung, setzten sich für die Bewahrung der Schöpfung ein und hinterfragten ihren Lebensstil, so der Stadtdechant. Einen Wecker präsentierte Dr. Joachim Jeska der versammelten Gemeinde. Dieser stehe für die brennende Frage nach der Zeit. Durch die Corona-Pandemie hätten sich viele Menschen ausgebremst gefühlt und viel mehr Zeit – ein Zustand, der von dem einen als bereichernd und von der anderen als bedrohlich empfunden würde. Auf der anderen Seite gäbe es Menschen, die überhaupt keine Zeit mehr hätten, allen voran die Pflegekräfte und Ärzte in den Krankenhäusern. „Während der Corona-Krise haben viele Menschen Verantwortung übernommen und ihre Ressourcen eingebracht“, sagte Dr. Joachim Jeska. „Dies gilt es auch weiterhin zu tun, gerade im Blick auf diejenigen, die zermürbt sind und nicht mehr ein noch aus wissen.“

Auf das schauen, was uns verbindet

Günter Baum, Pastor im Ruhestand der Evangelisch-reformierten Gemeinde Osnabrück, machte anhand eines bunten Seils deutlich, dass es auch beim Thema Ökumene lohne, genauer hinzuschauen – nämlich auf das, was die Kirchen, was die Christinnen und Christen gemeinsam hätten, und nicht was sie trenne. So wie viele bunte Fäden ein starkes Seil knüpften, wäre man gemeinsam stärker. Eine Computermaus mitgebracht hatte Johannes Euhus von der Freien Evangelischen Andreasgemeinde und lenkte damit den Blick auf die Sozialen Medien. Auch hier käme es darauf an, stets hinzuschauen, was man veröffentliche, teile oder kommentiere. So solle man sich bei jedem Post die Frage stellen, ob er geeignet sei, Andersdenkende zu gewinnen. Eine Pflanze, ein Wecker, ein Seil, eine Maus – nur eine kleine Auswahl an Gegenständen, die uns daran erinnert, wo wir gefordert sind, ehrlich hinzuschauen, zu prüfen, welche Ressourcen man einbringen könne, und gemeinsam zu handeln. Hinschauen ist insbesondere dort nötig, wo Menschen leben, die noch ganz anders von der andauernden Corona-Pandemie betroffen sind als die Menschen hierzulande – so wie in Südafrika. Deshalb war die Kollekte für Partnerschaftsprojekte der an dem Gottesdienst beteiligten Kirchen in Südafrika bestimmt.