„Wie Gott mir, so ich dir“

Nachricht 04. Januar 2021

20. Ökumenische Neujahrs-Vesper im Dom

Regionalbischof Klahr aus dem Sprengel Ostfriesland-Ems hielt an dieser 20. Ökumenischen Neujahrsvesper im Dom zu Osnabrück die Predigt. Bischof Bode begrüßte ihn als langjährigen ökumenischen Freund im Bistum, dem Ökumene ein Herzensanliegen sei. An dem Gottesdienst waren auch Superintendent Dr. Joachim Jeska und der Vorsitzende der ACK Osnabrück, Norbert Kalinsky, beteiligt. In seiner Begrüßung hob Bischof Bode die selbstverständliche ökumenische Freundschaft hervor, mit der man in der Stadt zusammenarbeite.

„Ja, es tut einfach gut, wenn wir das neue Jahr miteinander als Christinnen und Christen beginnen, und es tut gut, es in diesem schönen Dom zu tun, den wir alle durch die ‚Pforte der Barmherzigkeit‘ betreten haben“, wandte sich Regionalbischof Dr. Klahr an die versammelte Gemeinde. Auch wenn das Wort „Barmherzigkeit“ in der Alltagssprache selten vorkomme, sei die Sehnsucht danach groß. Der leitende Geistliche rief die biblische Geschichte „vom verlorenen Sohn“ – die eigentlich „Geschichte vom barmherzigen Vater“ heißen müsste – und die Geschichte vom „barmherzigen Samariter“ in Erinnerung. Mit diesen Geschichten wolle uns Jesus sensibel machen für unseren Umgang mit dem Nächsten. Statt „wie du mir, so ich dir“ solle man sich bewusst machen: „Wie Gott mir, so ich dir“. „Es hilft, sich zu erinnern, wo und wodurch uns in unserem Leben Barmherzigkeit  zuteilwurde, sei es durch Gott oder durch unseren Nächsten“, sagte der Regionalbischof und schilderte in zwei kurzen persönlichen Geschichten, wie er Barmherzigkeit in seinem Leben erfahren habe. Weil wir Barmherzigkeit empfangen haben, können wir sie in vielfältiger Weise an andere weitergeben. „Gottes Barmherzigkeit kennt keinen Egoismus und keinen Nationalismus. Gottes Barmherzigkeit trägt einen Namen: Jesus Christus. Und nach diesem Namen sind wir benannt“, betonte der Regionalbischof. Ein Vorsatz für dieses neue Jahr könne doch sein, sich an die Barmherzigkeit Gottes zu erinnern. „Wir gehen ja auch wieder aus der ‚Pforte der Barmherzigkeit‘ hinaus in die Welt. Tragt die erfahrene Barmherzigkeit in diese Welt – von Mensch zu Mensch“, appellierte der Regionalbischof an die Gemeinde und beendete seine Predigt mit der Bitte: „Gott leite uns barmherzig durch dieses Jahr. Wir alle können es gebrauchen.“

Jahreslosung geradezu geschaffen für 2021

In seiner Eröffnung hatte Bischof Bode betont, die Jahreslosung „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist“ sei geradezu geschaffen für dieses neue Jahr. „Barmherzigkeit also ist unsere Antwort auf die Barmherzigkeit Gottes.“ Der Bischof erinnerte an die tausendfach geschehene Barmherzigkeit im vergangenen Jahr. „Dafür sind wir dankbar als Christen, als Menschen, als Zeitgenossen.“ Diese Solidarität sei zugleich zerbrechlich, sei von Egoismus, Narzissmus, Eigeninteresse und Sehnsucht nach einer Rückkehr in die Normalität bedroht. Im Umgang der Menschen miteinander fehle es oft an Barmherzigkeit – gerade sie sei in diesem Jahr besonders nötig, sagte der Bischof.

Die ökumenische Neujahrs-Vesper wird seit 20 Jahren abwechselnd in St. Marien und im Dom gefeiert. Die Predigten halten abwechselnd der Bischof und der evangelische Regionalbischof oder die Regionalbischöfin. Am Gottesdienst beteiligt ist ebenfalls die Arbeitsgemeinschaft der Christlichen Kirchen in Osnabrück.

Dr. Detlef Klahr, Regionalbischof des Sprengels Ostfriesland-Ems, übernimmt in der Zeit der Vakanz im Sprengel Osnabrück noch bis März die Vertretung.