Kirchenkreis Osnabrück muss 10,4 Prozent sparen

Nachricht 29. November 2021

Mitglieder der KKS beschließen Einsparmodell

Die erforderlichen Sparmaßnahmen standen im Mittelpunkt der Beratungen bei der 10. Sitzung der Kirchenkreissynode (KKS) des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Osnabrück. In der Pauluskirche in Osnabrück-Schinkel kamen die Delegierten aus den 18 Kirchengemeinden zusammen und diskutierten über zwei verschiedene Modelle für Einsparungen. „Diese Diskussion um den Planungszeitraum 2023 bis 2028 ist uns so wichtig, dass wir uns auch in der aktuellen Situation für eine Sitzung in Präsenz entschieden haben. Grund ist, dass wir eine breite Debatte führen wollten“, sagte Dr. Gisela Löhberg, Vorsitzende der KKS. Für die Sitzung galt ein strenges Hygienekonzept mit Abstand, Maskenpflicht und Zutritt nur nach negativem Test.

Bis 2028 sinken die Zuweisungen der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers an den Kirchenkreis, und damit auch an die Kirchengemeinden, schrittweise um bis zu 10,4 Prozent. Zur Abstimmung standen zwei verschiedene Modelle, wie die Mittel für Personal-, Sach- und Baukosten gekürzt werden sollen. Im Modell 1 wurde eine gleichmäßige Kürzung aller Bereiche vorgesehen. Das zweite Modell sah zunächst eine Senkung der Mittel für Personalkosten um 5 Prozentpunkte vor und erst anschließend die Umsetzung der Sparmaßnahmen. Mit 40 Ja-Stimmen, 27 Nein-Stimmen und 2 Enthaltungen fiel die Entscheidung der KKS für das Modell 2.

Es geht hier um herbe Einschnitte für die Evangelisch-lutherische Kirche in Osnabrück, Belm, Vehrte, Wallenhorst und Hasbergen.

Superintendent Dr. Joachim Jeska

„Herbe Einschnitte“ für die lutherische Kirche

Die Vertreter*innen der Gemeinden diskutierten zuvor in konzentrierter Atmosphäre, an welcher Stelle die Einsparungen zu vertreten seien. Superintendent Dr. Joachim Jeska erklärte, die fehlenden Mittel seien schmerzlich zu verkraften. „Es geht hier um herbe Einschnitte für die Evangelisch-lutherische Kirche in Osnabrück, Belm, Vehrte, Wallenhorst und Hasbergen“, sagte Jeska. Letztlich gehe es jedoch darum, nach sachbezogener Debatte einen gemeinsamen Entschluss zu fassen und solidarisch im Sinne der Arbeit in den Gemeinden zu handeln. Auch im Kirchenamt müsse gespart werden, führte Detlev Kusserow, Leiter des Kirchenamtes Osnabrück-Stadt und -Land, aus. Bei einer großen Zahl von Pflichtaufgaben, die erledigt werden müssten, „werden wir genauso viel sparen wie der Kirchenkreis und die Gemeinden“, sagte Kusserow.

Johannes Andrews, Vorsitzender des Bau- und Finanzausschusses, erläuterte, dass durch die steigende CO2-Steuer, zu erneuernde Heizungen in Gemeindehäusern und außerordentliche Baumaßnahmen große Herausforderungen vor Gemeinden und Kirchenkreis lägen. Die Vorsitzende des Planungsausschusses, Rita Steinbreder, wies darauf hin, dass die Not allen bewusst sei. Zusätzlich zur Kürzung der Mittel für Personal komme im nächsten Jahrzehnt ein Fachkräftemangel auf den Kirchenkreis zu. Die Entscheidung für die Sparmaßnahmen sei schmerzhaft und es erfordere Kreativität, damit umzugehen.

Es ist ein großer Unterschied, ob eine Gemeinde eine halbe oder eine viertel Stelle hat.

Pastor Thomas Herzberg

Diskussion in der Pauluskirche

In der Diskussion und Aussprache vor der Abstimmung schilderten Vertreter*innen verschiedener Kirchengemeinden, was die Kürzungen bedeuteten. Friedemann Neuhaus von der Matthäusgemeinde betonte, das Geld für das Personal sei wichtig. „Wir brauchen Menschen in den Gemeinden. Die Zukunft liegt nicht in den Gebäuden“, sagte Neuhaus. Diakon Dirk Hartung aus der Südstadtkirchengemeinde hob hervor, dass die Gemeinde Gebäude einspare und abgebe. „Wir sparen uns gesund, aber für den Neubau eines kleineren Gemeindehauses benötigen wir Geld vom Kirchenkreis, damit auch die Landeskirche mitfinanziert.“

Das Dilemma sei groß, sagte Pastor Thomas Herzberg, der in den Gemeinden Martin und Bonnus tätig ist. „Es ist ein großer Unterschied, ob eine Gemeinde eine halbe oder eine viertel Stelle hat“, so Herzberg. Es fehle ein gemeinsames Modell für den gesamten Kirchenkreis. Pastorin Dr. Jutta Tloka sah die Herausforderung, in Zeiten des Fachkräftemangels qualifizierte Mitarbeitende zu finden. Ein solidarischer Entwurf für den Kirchenkreis fehle. Pastor Matthias Groeneveld aus der Matthäusgemeinde regte an, die Gebäude im gesamten Kirchenkreis und darüber hinaus zu betrachten. Bei den katholischen Geschwistern gebe es eine ähnliche Situation. „Die Gemeinden rücken näher zusammen, vielleicht können so attraktive Gebäude für einen Stadtteil geschaffen werden“, meinte Groeneveld.

Friederike Dauer von der St.-Marien-Gemeinde erklärte, das Herz der Gemeinde schlage für das Personal. Allerdings nutzten Gebäude nichts, die brach liegen und wegen fehlender finanzieller Mittel nicht saniert oder neu gebaut werden könnten. „Wir sind nicht mehr attraktiv“, so Dauer. Pastor Karsten Kümmel von der Paulusgemeinde vermisste ein Gesamtkonzept für die Entwicklung des Kirchenkreises Osnabrück. Dr. Gisela Löhberg, Vorsitzende der KKS, erklärte, der Zukunftsprozess des Kirchenkreises Osnabrück sei durch die Corona-Pandemie unterbrochen worden und werde im kommenden Jahr fortgesetzt.

In den Sondierungen mit benachbarten Gemeinden soll geklärt werden, welche übergreifenden Synergien genutzt werden sollen.

Rita Steinbreder, Vorsitzende des Planungsausschusses

Arbeit am Stellenrahmenplan

Nach der Abstimmung über die Sparmaßnahmen erläuterte Rita Steinbreder für den Planungsausschuss die weitere Arbeit am Stellen-Rahmenplan. Dieser müsse im Juni 2022 durch die KKS beschlossen werden und werde nun auf der Grundlage der beschlossenen Einsparungen erstellt. Die Gemeinden sollten die Sondierungen mit benachbarten Gemeinden und eventuellen weiteren Kooperationspartnern fortsetzen. „So kann geklärt werden, welche übergreifenden Synergien genutzt werden sollen“, sagte Steinbreder.

Neben der Diskussion um die Sparmaßnahmen standen die turnusgemäße Wahl des Vorstands der KKS, die Bildung eines Fundraising-Ausschusses, ein Bericht aus der Landessynode der Landeskirche Hannovers und eine Eingabe zur Reform der kirchlichen Verwaltung auf der Tagesordnung der KKS.

Vorstand der KKS bestätigt

Wiedergewählt wurde turnusgemäß nach der Hälfte der Legislaturperiode der Vorstand der KKS. In ihren Ämtern bestätigt wurden die Vorsitzende Dr. Gisela Löhberg, der stellvertretende Vorsitzende Volker Wallrabenstein und die Beisitzer*innen Silke Daniek, Horst-Dieter Niermann und Pastor Thomas Herzberg.

Neuer Ausschuss für Fundraising

Neu eingerichtet hat die KKS einen Fundraising-Ausschuss. Pastor Matthias Bochow, Fundraising-Beauftragter des Kirchenkreises Osnabrück, und Annette Urban-Engels, Fundraiserin des Kirchenkreises Osnabrück, warben für eine Verstetigung des Fundraisings, auch in den Gemeinden. „Das soll auch die Bildung dieses Ausschusses verdeutlichen“, sagte Bochow. Zum Ausschuss gehören Maren Sydekum, Björn Dehnen, Dr. Jutta Tloka, Dirk Hartung, Claudia Lampe, Matthias Bochow und Annette Urban-Engels.

Reform der kirchlichen Verwaltung

Kirchenamtsleiter Detlev Kusserow berichtete, dass der Kirchenkreisverbandsvorstand eine Eingabe an die Landeskirche Hannovers gerichtet habe, die sich mit der Reform der kirchlichen Verwaltung befasse. Bis 2027 solle die Verwaltung „drastisch vereinfacht“ werden. Ziel sei, den Arbeitsaufwand für die Kirchenverwaltung zu reduzieren. Es sollten Softwareanwendungen implementiert und die Haushalts- und Finanzvorschriften sowie das Antragswesen vereinfacht werden.