Mehr Impf-Gerechtigkeit bei der Bekämpfung der Pandemie

Nachricht 15. April 2021

Stellungnahme von Superintendent Dr. Joachim Jeska zum nationalen Gedenktag für die Opfer des Corona-Virus am 18. April

Wie überall in Deutschland gedenken evangelische Christen auch in Osnabrück der über 78.000 Menschen, die seit dem März letzten Jahres an oder mit dem Corona-Virus verstorben sind. Unser besonderes Mitgefühl gilt den Angehörigen der 398 Menschen, die seit Ausbruch der Pandemie im März letzten Jahres in der Region Osnabrück dem Virus zum Opfer gefallen sind.

Unser Blick geht jedoch am bevorstehenden nationalen Gedenktag auch über die Landesgrenzen hinaus und richtet sich auf den Kirchenkreis Umfolozi in KwaZulu-Natal in Südafrika, mit dem unser Kirchenkreis seit 40 Jahren partnerschaftlich eng verbunden ist. Bisher sind in Südafrika Angaben der Weltgesundheitsorganisation zufolge gut 53.000 Menschen dem Virus zum Opfer gefallen. In Südafrika herrscht seit einiger Zeit ein Auf und Ab zwischen Lockerung und Verschärfung der Lebensbedingungen, im Moment steht das ganze Land kurz vor dem mittlerweile dritten Lockdown und erwartet in den nächsten Wochen einen deutlichen Anstieg der Infektionszahlen. Wie uns Douglas Mamba, der Superintendent im Kirchenkreis Umfolozi, berichtet, herrscht in der Gesellschaft eine große Frustration über das Vorgehen der Regierung. Bisher wurden gerade einmal rund 300.000 Menschen aus dem Gesundheitssektor geimpft. Als nächstes sollen Polizei, Lehrkräfte und Geistliche folgen. Laut Plan sollen im Juni alle Personen über 60 geimpft werden, was jedoch sehr unwahrscheinlich ist, da die Impf-Infrastruktur im ganzen Land darauf überhaupt nicht ausgerichtet ist und es weder ausreichend Impfstoff noch die notwendigen Transport- und Kühl-Möglichkeiten gibt.

Viele Länder im globalen Süden können sich die teuren Impfstoffe entweder nicht leisten oder stehen bei den Verhandlungen an hinterster Stelle. Angesichts dieser dramatischen Situation wünsche ich mir dringend mehr Impf-Gerechtigkeit bei der Bekämpfung der Pandemie. Wissenschaftliche Forschungsergebnisse zur Pandemiebekämpfung sollten geteilt und Endprodukte als öffentliches Gemeingut betrachtet werden, die der ganzen Menschheit zugänglich sein müssen. Dazu gehört auch, den Patentschutz dem gesellschaftlichen Bedarf anzupassen und zeitweise auszusetzen, damit auch den armen Ländern der Zugang zu Impfstoffen ermöglicht wird. Wenn die Bundesregierung sich dafür auf internationaler Ebene stark machen würde, ginge vom Gedenktag für die Corona-Toten in Deutschland eine Geste globaler christlicher Solidarität aus, die den Betroffenen überall auf der Welt Mut macht – auch den Mitgliedern unseres Partnerkirchenkreises in KwaZulu-Natal.